Therapie bei Blutungsstörungen
Bei Anwendung von Gestagenpräparaten kommt es gelegentlich zu Durchbruchs-, bzw. Schmier-Blutungen. Meist sind diese vorübergehend und bedürfen keiner Behandlung. Auch nach dem Legen der ersten Hormonspirale kommt es in den ersten 3-6 Monaten häufig zu unregelmäßigen Blutungen, welche deutlich seltener werden. So haben die meisten Frauen am Ende des ersten Jahres unter der Hormonspirale Mirena® nur noch 1-2 Tage pro Monat eine Blutung und fast die Hälfte der Frauen hat keine Menstruation. Gerade dieser Aspekt sollte unbedingt in der Beratung vor dem Legen ausführlich besprochen werden. (Wird die Hormonspirale Mirena® nach 5 Jahren entfernt und gleich eine neue gelegt , bleibt das vorbestehende Blutungsmuster erhalten. D.h. es kommt nicht erneut zu vermehrten Blutungen.)
Gelegentlich sind die Blutungen nach dem Legen einer ersten Hormonspirale jedoch länger dauernd und/oder stärker. Eine Vorhersage über das individuelle Risiko für verlängerte oder verstärkte Blutungen ist jedoch nicht möglich, weil es keine bekannten Risikofaktoren gibt. Eine Therapie sollte jedoch angeboten werden, wenn entweder die Lebensqualität der Patientin eingeschränkt ist oder aufgrund des anhaltenden Blutverlustes ein medizinischer Anlass dafür besteht. Für diese Situationen gibt es derzeit noch keine Standardtherapie. Vielmehr stehen folgende Optionen zur Verfügung:
- Ausschluss von Myomen oder einer falschen Lage des IUD/IUS entweder mittels Ultraschall oder Hysteroskopie. ( Die Hormonspirale kann auch nach der Hysteroskopie liegen bleiben.)
- zusätzliche Einnahme eines kombinierten oralen Kontrazeptivums oder die Gabe von oralem oder transdermalem Östradiol bzw. Ethinylöstradiol für 3 Monate.
- Mifepriston (Progesteronrezeptor-Antagonist) blockiert den Progesteronrezeptor und stimuliert die Ausbildung des Östrogenrezeptors im Endometrium. Dies kann durch eine zusätzliche Östrogengabe von 20 mcg Ethinylöstradiol am Tag 2-5 verstärkt werden. Das Endometrium kann wieder proliferieren, die Blutung wird gestillt.
- 100mg Doxycyclin, zweimal täglich über 5 Tage. Die Wirkung von Doxycyclin bzw. Tetrazyklinen besteht in einer Hemmung der Matrix-Metalloproteinasen in ihrer Wirkung auf die Matrix-Degeneration im Bindegewebe. Matrix-Metalloproteinasen sind im Endometrium für den Aufbau der Schleimhaut wichtig. Nachgewiesen ist ein verändertes Muster der Matrix-Metallproteinasen bei Anwenderinnen von Langzeit-Gestagenpräparaten.
- Nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID)
- Tranexamic acid
Ein zusammenfassendes Prozedere bei Blutungen unter reinen gestagenhaltigen Kontrazeptiva findet sich in:
– Blutungsstörungen unter reiner Gestagen-Langzeitkontrazeption mit subdermalen Implantaten Teil 2: Management von Zusatzblutungen unter subdermalen Implantaten, Der Frauenarzt, 2011, Hans-Joachim Ahrendt, Christian Egarter
– M. Ludwig: Hormonelle Kontrazeption – ein Handbuch für die Praxis, 2009
– Bleeding pattern changes with progestogen-only long-acting reversible contraceptives, Sexual Health & Family Planning Australia
– Treatment of vaginal bleeding irregularities induced by progestin only contraceptives. Abdel-Aleem H, d’Arcangues C, Vogelsong KM, Gülmezoglu AM. Cochrane Database Syst Rev. 2007 Oct 17;(4):CD003449.